Bootstrap (Wie alles begann, Teil 2)

Im Ersten Teil meines kleinen Rückblicks haben wir uns im Jahr 1983 befunden. Ein Jahr später, 1984, war es dann soweit: der Familienrat hatte die Anschaffung eines Heimcomputers beschlossen. Wozu man dieses Gerät wirklich nutzen konnte, war wohl nur meinem älteren Bruder und mir klar: zum spielen! Automatenspiele wie „Moonpatrol“, „Defender“ und „Galaxian“ waren Anfang der 80er auch in Deutschland zu finden. Ich kann mich noch gut erinnern, das ich mit meinem Vater und meinem Bruder damals eine „Videospiel Arcade“ (zu der auch eine Bowlingbahn gehörte und die wenige Zeit später durch ein Feuer vernichtet wurde) besucht habe und dort „DigDug“ spielen durfte.

„VIC“

Nun muss man sich den Markt für Computer im Jahr 1984 in Deutschland so vorstellen, wie einen gutsortierten Basar im Orient des 19. Jahrhunderts: es gab etliche Hersteller und jeder hatte natürlich nur das Beste zu bieten! Da unsere Eltern bezüglich der Modellauswahl eher … ähm … „unvoreingenommen“ vorgingen, stand für meinen Bruder und mich fest: es sollte ein Atari sein. Wobei meine Entscheidungsfindung hauptsächlich auf dem Vertrauen beruhte, das mein Bruder schon wusste, was gut ist und ich ja bereits einmal einen Atari 800 XL in Aktion sehen durfte. Ein Besuch bei dem damals renommiertesten „Rundfunk und Hifi Fachgeschäft“ (so hiess das damals wirklich) zeigte nun aber einen deutlichen Schwachpunkt in unserer Argumentation auf: das von uns begehrte Gerät sollte rund 600 DM kosten und das schien unseren Eltern deutlich zu teuer.  Also wollten sie sich „nochmal umschauen“ und die Entscheidung vertagen. Allerdings habe ich erst später kapiert, was dies bedeuten sollte. Genauer gesagt am heiligen Abend des Jahres 1984: da wurde als letztes Geschenk des Abends ein grosser Karton ausgepackt, in dessen inneren sich ein Commodore VC-20 befand. Unser (und schon wenig später „mein“) erster Computer.

Der Vorteil eines Commodore VC-20, in den Augen meiner Eltern, war der das dieses Gerät bereits für rund 300 DM samt Kassettenlaufwerk (der berühmten „Datasette“) und einer kleinen Softwaresammlung zu haben war. Der Nachteil eines Commodore VC-20, Ende des Jahres 1984, bestand darin das dieses Modell damals bereits 5 Jahre alt und längst von seinem legendären Nachfolger, dem Commdore 64, ersetzt worden war (und kurz vor dem Produktionsstop stand). Es hat keine drei Montate gedauert, bis ich mir der Bedeutung des Wortes „Upgrade“ mehr als schmerzlich bewusst war. Während in der Nachbarschaft „Elite“, „Impossible Mission“ & Co. für Spass sorgten, mühte ich mich (sofern ich nicht irgendwo bei einem Kumpel C64 zocken durfte) mit einem simplen Donkey Kong Klon auf meinem VC-20 ab.

Also hiess es, das beste aus der vorhandenen Hardware zu machen und ich fing an die Handbücher des Rechners zu lesen. Commodore hatte damals interessante Handbücher, die mit einem kleinen „VC-20“ Männchen illustriert waren und welches einen durch die einzelnen Kapitel führte. Dieses kleine Männchen nannte sich „VIC“. VIC wurde mein Mentor und in den zwei Jahren die ich mit VIC und dem VC-20 verbracht habe, lernte ich viel über Computer und die Programmiersprache BASIC. Erst Jahre später habe ich dann erfahren, dass der „VC-20“ im Rest der Welt „VIC-20“ hiess, in Anlehnung an den verwendeten „Video Interface Chip“. Man hatte sich bei Commodore aber entschieden, Missverständnissen bei der deutschen Aussprache vorzubeugen und gab so dem Rechner die Bezeichnung „VC-20“ (wobei das „VC“ für „VolksComputer“ stand,  in Anlehnung an  „Volkswagen“).

Mit der Zeit fing ich an, kleine Programme zu schreiben: eine simple Adressverwaltung und solche Sachen. Aber mit 3.5 KB RAM und einem Kassettenlaufwerk war einfach nicht viel zu machen. Und so stand schon rund ein Jahr später fest: ein besserer Rechner muss her. Ein Commodore C64 mit Diskettenlaufwerk. Nur würde es noch einige Zeit dauern, bis dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte …
(to be continued)

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